Jeden Dienstag wird ein anderes Thema aus der reichen Tradition des Christentums aufgegriffen – von Heiligenlegenden über Glaubenswahrheiten bis hin zu Bräuchen und Festen.
Der Name «Glaubensfunken» ist bewusst gewählt: Wie kleine Funken wollen die Impulse überspringen und das Feuer des Glaubens (neu) entfachen. Aus diesen kleinen Glaubensfunken kann dann eine hell lodernde Flamme für sich und andere werden.
Glauben ist keine trockene Lehre, sondern eine lebendige Kraft, die das Leben erhellt und mit Sinn und Freude erfüllen will. Ich wünsche gute Gedanken und freudige Taten.
Christopher Zintel
KW 21 – Segen – Geschenk, Auftrag Lebenshaltung
„Sei gesegnet!“ – Wie oft hören oder sagen wir diesen Satz, manchmal fast beiläufig, manchmal ganz bewusst. Doch was steckt eigentlich dahinter? Ist Segen nur ein schöner Brauch, ein freundlicher Wunsch, oder verbirgt sich darin eine tiefere Kraft, die unser Leben und unseren Glauben prägt? Wer sich auf die Spurensuche nach dem Segen macht, entdeckt: Segen ist viel mehr als ein Ritual. Segen ist eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und Mensch, zwischen Menschen untereinander.
Biblische Wurzeln: Segen als Grundmelodie der Bibel
Schon die ersten Seiten der Bibel sind durchdrungen vom Segen. Nach der Schöpfung segnet Gott alles, was lebt (Gen 1,22 ). Abraham erhält die Verheissung: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein“ (Gen 12,2). Der Segen ist die Zusage, dass Gott mitgeht, dass er Leben schenkt und bewahrt. Im Alten Testament ist der Segen immer konkret: Er meint Fruchtbarkeit, Schutz, Frieden, Nachkommenschaft, Glück. Segen ist sichtbares Zeichen der Treue Gottes.
Im Neuen Testament begegnet uns Jesus als der, der segnet – Kinder, Kranke, seine Jünger. Besonders eindrücklich ist die Szene am Ende des Lukasevangeliums: „Er hob die Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verliess er sie und wurde zum Himmel emporgehoben“ (Lk 24,50-51).
Der Segen Jesu ist das letzte, was die Jünger von ihm empfangen – und das erste, was sie in die Welt hinaustragen.
Theologischer Exkurs: Was ist Segen eigentlich?
Theologisch betrachtet ist Segen ein schöpferisches Wort Gottes, das Wirklichkeit schafft. Im hebräischen Wort „bracha“ (segnen) steckt die Vorstellung, dass Gott Leben spendet, Gutes zuspricht und seine Nähe schenkt. Segen ist nie Magie, sondern Beziehung: Gott spricht den Menschen an, wendet sich ihm zu, gibt ihm Anteil an seinem Leben.
Der Segen ist auch immer dialogisch: Er setzt voraus, dass jemand segnet und jemand den Segen empfängt. Im Segen begegnen sich Gott und Mensch, aber auch Menschen untereinander. Deshalb ist Segen nicht exklusiv an das Amt des Priesters gebunden – jeder Getaufte kann und darf segnen, weil wir alle Anteil am Priestertum Christi haben.
Ein berühmter Segensspruch steht im Buch Numeri, der sogenannte Aaronitische Segen, der bis heute am Ende vieler Gottesdienste gesprochen wird:
„Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.“
Dieser Segen ist kein frommer Wunsch, sondern ein Zuspruch: Gott ist dir zugewandt, er sieht dich an, er schenkt dir Frieden. Im Segen wird Gottes Nähe gegenwärtig.
Segen im Alltag: Kraftquelle für unterwegs
Was bedeutet das nun für unseren Alltag? Segen ist nicht auf die Kirche oder besondere Anlässe beschränkt. Er kann und soll unser ganzes Leben durchdringen. Ein Kreuzzeichen am Morgen, ein Segen für die Kinder vor dem Schulweg, ein Segenswort am Krankenbett, ein stilles Gebet für einen Freund – all das sind Möglichkeiten, Segen zu empfangen und weiterzugeben.
Im Alltag kann Segen ganz unspektakulär und doch kraftvoll sein. Er erinnert daran, dass wir nicht alles aus eigener Kraft schaffen müssen. Segen macht Mut, neue Wege zu gehen, und tröstet, wenn wir scheitern. Segen ist wie ein unsichtbarer Schutzmantel, der uns begleitet.
Viele Menschen erzählen, wie sie in schwierigen Momenten die Kraft des Segens gespürt haben: vor einer wichtigen Prüfung, bei einer Operation, am Grab eines geliebten Menschen. Der Segen nimmt die Angst nicht weg, aber er schenkt Zuversicht und Halt. Er macht deutlich: Du bist nicht allein.
Segen schenken – ein Auftrag für uns alle
Segen ist nicht nur etwas, das wir empfangen, sondern auch etwas, das wir schenken dürfen. Jeder von uns kann ein Segen für andere sein – durch Worte, durch Gesten, durch unser Dasein. Im Alltag kann das ganz einfach aussehen: ein freundliches Lächeln, ein aufmunterndes Wort, ein stilles Gebet für jemanden, der Sorgen hat.
Vielleicht ist es ungewohnt, jemandem direkt einen Segen zuzusprechen. Aber es lohnt sich, es auszuprobieren. Eltern können ihre Kinder segnen, Grosseltern ihre Enkel, Freunde einander. Auch am Telefon, per Brief oder Nachricht kann ein Segenswort viel bewirken. Manchmal genügt schon das ehrliche „Gott segne dich“, um jemandem Mut zu machen.
Der Segen ist ein Zeichen der Verbundenheit – mit Gott und miteinander. In einer Zeit, in der viele Menschen sich einsam fühlen, ist es besonders wichtig, einander Segen zuzusprechen. Wir können so zum Segen für unsere Welt werden.
Segen als Lebenshaltung
Wer sich auf den Segen einlässt, entdeckt: Segen ist mehr als ein Ritual – er ist eine Geisteshaltung. Gesegnet zu sein heisst, das Leben als Geschenk zu sehen und dankbar zu sein. Es heisst, im Vertrauen zu leben, dass Gott mitgeht, auch wenn es schwer wird. Es heisst, mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt zu gehen und das Gute zu suchen – in mir, in anderen, in der Schöpfung.
Segen bedeutet auch, sich selbst und andere immer wieder in Gottes Hände zu legen – mit allem, was gelingt, und mit allem, was misslingt. Es ist eine Lebenskunst, die hilft, gelassener und liebevoller zu leben. Wer segnet, spricht Leben zu, spricht Hoffnung zu, spricht Frieden zu.
Segen und Gemeinschaft
Segen stiftet Gemeinschaft. Im Gottesdienst empfangen wir gemeinsam den Segen, wir stehen zusammen vor Gott. Aber auch im Alltag kann der Segen Gemeinschaft wachsen lassen – in der Familie, im Freundeskreis, in der Nachbarschaft. Ein gesegnetes Miteinander ist geprägt von Respekt, Wertschätzung und Fürsorge.
Gerade in unserer Zeit, in der viele Beziehungen brüchig sind und das Miteinander oft schwierig ist, brauchen wir den Segen. Er erinnert uns daran, dass wir füreinander da sein sollen, dass wir einander Gutes wünschen und zusprechen dürfen.
Praktische Ideen: Segen leben und weitergeben
- Beginne und beende den Tag mit einem kleinen Segensgebet, zum Beispiel mit dem Kreuzzeichen und den Worten: „Gott segne mich und alle, die ich liebe.“
- Segne deine Kinder, deinen Partner, deine Freunde – laut oder leise, mit einer Geste oder einem Wort.
- Schreibe einen Segensgruss in eine Karte oder Nachricht an jemanden, der Zuspruch braucht.
- Sprich vor einer Reise, einer Prüfung oder einem wichtigen Termin einen kurzen Segen: „Gott sei mit dir und behüte dich.“
- Segne dich selbst, wenn du dich schwach oder mutlos fühlst: „Gott, segne mich mit Kraft und Zuversicht.“
Impuls der Woche
Wann und wie habe ich zuletzt einen Segen empfangen oder selbst gespendet?
Wo könnte ich in dieser Woche ein Segen für andere sein – vielleicht ganz unerwartet?
Aufruf zum Handeln
Sprich diese Woche ganz bewusst jemandem einen kleinen Segen zu – persönlich, am Telefon, per Nachricht oder mit einer segnenden Geste. Beobachte, wie sich dadurch vielleicht etwas verändert – bei dir und beim anderen.